Hallo Leute oder buna ziua,
ich bin´s, der Dexter. Vielleicht kennt ihr mich ja noch unter dem Namen „Strolch“, denn so hat man mich genannt, als ich – durch Friends for Life Germany e.V. – zusammen mit meiner Mama Susi von Rumänien nach Deutschland reisen durfte. Warum Mama und ich im Shelter gelandet sind? Keine Ahnung! Wir hatten ja eine Familie in Rumänien… aber ANGEBLICH haben wir das Hofhuhn gejagt…und erwischt…
Also: ich kann mich daran nicht erinnern! Und wenn doch, dann wollten wir bestimmt nur spielen… (Können diese Augen lügen?)
Egal! Jedenfalls durfte ich im August 2019 ausreisen und kam zunächst in meine Pflegestelle zu Chantal und zu meinem Kumpel Jay. Das war vielleicht aufregend. Ich konnte mit Jay toben, hatte immer genug zu fressen (kein Grund, irgendwelche Hühner zu jagen), habe gelernt, dass man draußen sein Häufchen macht und die Katzen haben mir zuletzt sogar gezeigt, wie man lästiges Papier von der Wand rupfen kann. Was für ein Spaß!
Es kamen auch ab und zu Menschen vorbei, um mich zu besuchen. Einmal war auch eine Hündin, die Juni, dabei. Die war erst ein bisschen eingebildet. Stellt euch vor, die hat mich komplett ignoriert. Aber ihre Menschen waren ganz ok. Und irgendwann ist Chantal mit mir zu denen gefahren und hat mich dort gelassen. Ich habe noch gedacht: „Hey, du kannst doch nicht so schusselig sein“, und wollte ihr nachlaufen, aber die anderen Menschen haben mich nicht über den Gartenzaun klettern lassen.
Da saß ich nun… mit der eingebildeten Juni, die mich nicht beachtet hat. Wenigstens hatte ich immer noch genug zu fressen und die neuen Menschen, Herrchen und Frauchen, haben sich echt bemüht. Allerdings war Herrchen am Anfang echt gruselig – so wie alle Männer. Und es gab noch ganz viele andere furchteinflößende Dinge in meiner neuen Welt – Radfahrer, Autos, Schatten, mein Spiegelbild und vor allem: Füße! Ich weiß gar nicht mehr, was anfangs schlimmer war, Füße oder Hundeschule. Dahin haben die mich nämlich nach ein paar Wochen auch geschleppt.
Zum Glück hatte ich mein Frauchen stellenweise für mich alleine. Immer dann, wenn Juni mit Herrchen zur „Arbeit“ musste, haben wir ganz viel gekuschelt und Alltagssituationen geübt. Diese Arbeit war auch der Grund, warum die Juni anfangs so eingebildet war. Sie ist ein ausgebildeter Therapiebegleithund in der LWL-Klinik Hemer und hat Herrchen regelmäßig begleitet. Ich war in ihren Augen ja nur „der Typ, der nichts kann“. Immer wenn Herrchen mir etwas zeigen wollte, hat die sich vorgedrängt und gesagt: „Schau hier, so macht man das.“
Aber ich bin ja nicht nur wahnsinnig charmant, sondern auch clever und ehrgeizig. Herrchen und Frauchen haben viel mit mir geübt. Als unsere Hundeschule umzugsbedingt geschlossen wurde, haben sie direkt für mich eine neue gesucht und unsere neue Trainerin, die Maggy, hat uns viel Mut gemacht und ganz viele tolle Tipps gegeben. Irgendwann habe ich bei den gruseligen Dingen gesagt: „Augen zu und durch!“. Jetzt stören mich die Autos und Fahrräder gar nicht mehr und Füße können ganz toll streicheln! Besonders Herrchen hat immer an mich geglaubt. Er musste sich oft von Leuten anhören, ich sei als Tierschutzhund viel zu ängstlich, um jemals selbst Therapiebegleithund zu werden. Aber allen Widerständen zum Trotz ist er mit mir zu den Praxisseminaren beim MITTT gegangen. Hier hat unser Ausbilder Guido gleich mein wahres Potenzial erkannt. Ein echter Fachmann halt. Im Juli 2020 wurde ich offiziell Azubi und sollte bereits Weihnachten meine Abschlussprüfung ablegen. Es lag eine Menge Arbeit vor uns.
Puh! War das anstrengend. Ich durfte auch schon mal mit in die Klinik, die uns auch in unserem Vorhaben sehr unterstützt hat, um meinen neuen Arbeitsplatz und meine neuen Kollegen kennenzulernen.
Die Patienten lieben mich … natürlich! Und stellt euch vor, sogar die Juni mag mich jetzt. Wir sind ein Herz und eine Seele und kuscheln miteinander (…wenn keiner zuschaut). Und sie kann sogar spaßig sein und tobt mit mir. Das macht sie mit anderen Hunden nicht.
Und plötzlich war es Dezember. Die Prüfung stand vor der Tür und sollte am 22.12. stattfinden. Und dann… Lockdown! Man, war ich frustriert. Die ganze Arbeit umsonst? Aber Aufgeben ist keine Option! Herrchen und ich haben die Zeit genutzt und zuhause und in der Hundeschule weiter fleißig geübt. Sogar bei Schnee, brrr… Und auch an meinem Jagdverhalten arbeiten wir (Hühner sind Freunde, kein Futter!)
Wir mussten allerdings noch warten, bis wir zeigen konnten, was für ein tolles Team wir sind. Am 1. Juni war es dann endlich soweit. Ich habe meine Prüfung zum Therapiebegleithund bestanden! Man, bin ich stolz! Viele meiner Freunde aus dem Praxisseminar waren ebenfalls dabei und wir konnten alle unser Können unter Beweis stellen. Jetzt, wo das geschafft ist, freue ich mich auf alle Herausforderungen, die noch kommen.
Und allen, die glauben ein Tierschutzhund kann das nicht sage ich: Vertraut uns! Mit Liebe, Geduld und viel Arbeit schaffen wir mehr als ihr denkt!!!
Euer Dexter
Text: Marko Drobela