Insgesamt fünf wunderschöne und anstrengende Tage liegen hinter Silke und mich (Andrea). Zu zweit haben wir uns auf den Weg nach Rumänien gemacht, um unsere Freunde und all die Hunde noch einmal vor dem Winter zu besuchen.
Während Silke regelmäßig in Craiova ist und auch den Bauprozess des Shelters eng begleitet und verfolgt hat, war es für mich der erste Besuch seit der Pandemie und ich bin von vielen Eindrücken überflutet worden.
Vom Flughafen in Bukarest ging es bei strahlendem Sonnerschein durch viele kleine Dörfer und über weite Felder Richtung Craiova. Nach einer 12-stündigen Reise haben wir den ersten Abend gemütlich bei einer Pizza und Gesprächen ausklingen lassen.
Freitag habe ich den neuen Shelter das erst Mal in natura gesehen, viele neue Hunde angetroffen und alte Gesichter staunend wiedererkannt. Einer der vielen Eindrücke, die ich mitgenommen habe: manche Langzeitbewohner, von denen ich es nicht erwartet hätte, haben sich im Laufe der Zeit sehr zu ihrem Vorteil verändert- habe ich sie bei dem letzten Besuch kaum zu Gesicht bekommen oder blieben sie vorsichtig auf Abstand, haben sie nun von sich aus freundlich und neugierig Kontakt zu mir gesucht und Streicheleinheiten genossen. Hunde, die mir auf den vielen Bildern bisher nie ins Auge gestochen sind, haben durch ihr entzückendes Wesen binnen weniger Minuten mein Herz erobert.
Auch die vielen alten Hunde sind im Rahmen ihrer Möglichkeiten in einer guten Verfassung und machen einen guten Eindruck.
Der Neubau ist viel größer, als ich ihn mir vorgestellt habe. Die Wege sind lang, die Liste der täglichen Aufgaben nimmt kein Ende und obwohl wir zwei mit angepackt haben, gehen wir abends mit dem Gefühl nach Hause, Vieles unerledigt zurückgelassen zu haben.
Meiner erster Besuch in Afumati stand Samstagmorgen auf dem Programm. Puh, für Manches finde ich nicht die richtigen Worte… Ich sah zum ersten Mal die ärmlichen Verhältnisse und Lebensbedingungen der Familie. Ihr unermüdlicher Wille, so viele Hunde, die andernfalls schon als Welpe dem Tod geweiht wären, zu retten ist beeindruckend und erschreckend zugleich. Die Fülle an wuselnden Hunden zwischen Hühnern, Katzen und einem Schwein und auch die erwachsenen Tiere, die dort mangels anderer Möglichkeiten angebunden auf ihre Chance auf ein neues und besseres Leben warten sind nur schwer zu verkraften und haben mich sehr berührt.
Zurück am Shelter erwarteten uns wieder die gleichen Arbeiten, die wir schon am Vortag erledigt haben und die alleine oder zu zweit kaum zu bewältigen sind. Wieder mussten die Kennels gereinigt werden, die Hunde in den Auslauf gelassen und viele hungrige Mäuler gefüttert werden.
Auch den Sonntag haben wir überwiegend im Shelter verbracht. In einem über 2-stündigen Gespräch sind wir mit dem Bauunternehmer durchgegangen, wo noch ein paar Nacharbeiten nötig sind, welche Dinge wir gerne verbessern würden, um tägliche Arbeiten zu erleichtern.
Im Laufe des Wochenendes konnten wir einen provisorischen Zaun errichten, Reste des Bauschutts vom Grundstück räumen, Neuzugänge fotografieren, lachen, viele Gespräche führen, schwitzen, Lösungen für neue Probleme und Herausforderungen suchen… Wie immer ist die Zeit wie im Flug vergangen und zu wenig davon da, um alles zu tun, was wir uns vorgenommen hatten.
Unser Flug ging dann morgens um 6 Uhr von Bukarest und nach einer Nacht ohne Schlaf sind wir einfach nur platt und todmüde. Urlaub? Naja… Eine wunderschöne Zeit, aber auch nicht das, was sich vermutlich die meisten Menschen unter Erholung und Freizeit vorstellen. Und die Erkenntnis: für unsere Tierschützer vor Ort ist dies jeden Tag so, jedes Wochenende, jeder freie Tag, den sie nicht in ihrem Vollzeitjob verbringen.
Mehrfach während unserer Reise habe ich mich (liebevoll gemeint) wie eine Stopfgans gefühlt, bin gerührt von der riesigen Gastfreundschaft und versuche so viel wie mir möglich von dem zu essen, was in stundenlanger Arbeit für uns gekocht wurde. Auch nach einem langen Tag an der frischen Luft und ohne Frühstück sind 3 bis 4 üppige Gänge eine Herausforderung…
Ich habe jede Minute mit euch genossen, liebe Freunde. Ich werde bald wiederkommen und in der Zwischenzeit alles geben, passende und liebevolle Menschen für die vierbeinigen Seelen zu finden, für die ihr die Verantwortung übernommen und das Versprechen gegeben habt, ihnen ein sicheres und besseres Leben zu schenken als das, was sie vorher hatten. In ständiger Gefahr auf der Straße, eingefangen und in die Tötungsstation verfrachtet, nicht mehr gewollt von den ehemaligen Besitzern oder geboren im nirgendwo in den Feldern. Liebe Grüße Andrea (mit Silke)
31.10.2022